Kastanienblüte
Die Kastanien blühen.
kleine Leuchter ragen in den Himmel, rosa, gelb und weiß, zart und unbeirrbar – mitten in einer Welt, die nicht zur Ruhe kommt.
Und mitten in den Kastanienkerzen setzt eine Figur aus Stein die Gesetze der Gravitation außer Kraft.
Ein Engel vielleicht – oder eine verspielte Mahnerein aus der Ewigkeit. "Nimms leichter! Die Schwere hat genug Kraft, sie braucht Deine Aufmerksamkeit nicht!“, winkt sie mir zu. Ausrufezeichen mit rosagelbweißen Rüschen bekräftigen ihren Rat.
Und für den einen Moment wird mein Herz ein wenig leichter, ein Lächeln zieht mir die Mundwinkel himmelwärts.
Was für eine seltsame Kombination:
Kastanienblüte und Weltlage.
Zärtlichkeit in Zeiten von Kriegsgebrüll von allen Seiten und Weltuntergangsphantasien, in denen die Friedsüchtigen lauthals verlacht werden.
Ein duftender Windhauch, während irgendwo Sirenen heulen.
Eine Statue, die sich über den starren Stein belustigt, aus dem sie gehauen wurde.
Ein Baum, der trotzdem blüht.
Ist das die Kunst, die jetzt gefragt ist?
Ich will nicht leugnen, was ist – und doch den Blick heben, weil ich mir ein ganzes Bild machen möchte ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Weil ohnehin ein Menschenleben nicht ausreicht.
Den Alltag durchwirken lassen von kleinen Ausrufezeichen:
einer Blüte, einem Stein, der tanzt,
einer leisen Ahnung, dass wir mehr sind als Fleisch und Blut - aber immerhin das!
Kastanienblüten und Sonnenschein – ein zauberhaftes Zusammenspiel. Das Verweilen unter diesen majestätischen Bäumen ist unbeschreiblich erholsam. Innehalten, die friedvolle Atmosphäre genießen, das Licht trinken und jeden Frühlingsatemzug auskosten.