Feuer, Schatten, Mitmenschliches
Eigentlich wollte ich an meiner Serie Der Blick fürs Wiesentliche arbeiten. Die große Leinwand blieb jedoch leer. Mir fehlten Disziplin und Fokus, weil ich mich zwischen den Extremen aufreibe. Die Weltstimmung macht mir Angst, ich fürchte, das Staunen zu verlernen. Also habe ich den Spieltrieb mit Tuschen, Tinten, Federkielen gereizt – und mich mit der Schwungfeder eines Falken in Rage gekritzelt.
Es ist kein Bild. Es ist der Versuch, das Freuen nicht zu verlieren.
Was mich umtreibt: Kultur wird zusammengestrichen. Rüstung wird finanziert. Milliarden fließen in Zerstörung. Und alle behaupten, sie wollen Frieden.
Wir reden nicht mehr miteinander, sondern nur noch über die anderen. Jeder bleibt im Rechthabemodus. Jeder glaubt, das Böse im anderen erkannt zu haben. Stimmen, die einander nicht mehr erreichen. Jeder redet lauter, aber keiner hört. In den Feuilletons wie in den Kommentarspalten erst recht in den Social Media Anklagen, Verdächtigungen, Häme. Freundschaften zerbrechen an Schlagworten. Familiengespräche enden im Verstummen. Der andere wird nicht mehr gefragt, sondern verurteilt. Wir sehen den Dorn im Auge des Nächsten und merken nicht, dass der Balken im eigenen Auge längst Wurzeln bis ins Hirn geschlagen hat.
Welche Haltung habe ich?
Was kann meine Kleckserei ausrichten?
Komme ich mir selbst auf die Schliche?
Mitmenschlichkeit – das Wort klingt weich. Aber es ist das Schwerste. Den anderen nicht auf seine Parolen zu reduzieren. Nicht aufzugeben, auch wenn das Schwarz sich ausbreitet. Jeder Strich ein Widerstand. Jede Farbe, die sich noch einmal durchsetzt, ein kleiner Beweis, dass Härte nicht das letzte Wort haben muss.
Ein Rest von Licht bleibt sichtbar. Wasser bricht auf. Ein Grün behauptet sich. Martin Luther King hat gesagt: „Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben; das kann nur das Licht. Hass kann Hass nicht vertreiben; das kann nur die Liebe.“
Glut, Riss, Wunde – und trotz allem ein Leuchten.
Kein Trost. Eine Aufgabe.

