Ein Stück Himmel in der Mittagspause
„Das war wunderschön.“ – „Ich hätte dir noch ewig zuhören können.“
So lautete das Echo auf die erste Sitzung meiner Kreativen Mittagspause in Zusammenarbeit mit der KEB Nürnberg.
Eine Stunde – mitten im Alltag. Ein weißes Blatt, ein Glas Wasser, drei Farben. Die Einladung: nichts leisten, nichts perfektionieren. Schon das löst Irritation aus. Viele Erwachsene stoßen sofort an die alte Schamgrenze – „Ich kann nicht malen, das wird doch nichts.“ Genau dort beginnt das Experiment.
Hier geht es um mehr als Aquarelltechnik. Farbe und Wasser machen, was sie wollen. Man schaut zu, greift ein, lässt wieder los. Ein Gespräch entsteht – mit dem Blatt, mit sich selbst. Neurobiologisch bedeutet das: der Körper schaltet vom Alarmmodus in den Ruhemodus, das Nervensystem atmet durch. Manche spüren es als tiefen Seufzer, fast so, als würde etwas in ihnen sagen: „Jetzt darf ich loslassen.“
Dazu kommt der geistige Rahmen. Ein Satz von Teresa von Ávila begleitete uns: Nada te turbe – nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Kein frommer Trost, sondern eine Kampfansage gegen die Angst. Wir haben diesen Satz nicht nur gehört, wir haben ihn ins Bild geschrieben, eingerahmt, umspielt. Worte, Linien, Farben – ein Versuch, Hoffnung Gestalt werden zu lassen.
Der Ton bleibt ernst, doch er ist nicht schwer. Humor darf hereinblitzen, ohne flach zu wirken. Lachen und Ernst sind Geschwister – beide können die Angst entwaffnen.
Mich selbst hat berührt, wie offen die Teilnehmenden sich darauf eingelassen haben. Wie sie dem inneren Griesgram nicht das letzte Wort ließen.
Die nächsten Termine stehen bevor. Jede Einheit hat ihr eigenes Thema, ein anderes Zitat, einen neuen Zugang. Wer einsteigen möchte, ist willkommen. Man braucht keine Vorkenntnisse. Nur die Bereitschaft, sich auf das Wagnis einzulassen: Farbe fließen lassen, Worte finden, Hoffnung üben.

