Zur Besinnung kommen kann man nur
…mit intakten Sinnen
saisonales Aquarell, völlig frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit irgendwas ist rein zufällig
Zur Besinnung kommen
Seit über zehn Jahren mache ich im Advent meinen Türen Adventskalender. Tagesaktuell wähle ich aus meinen Fotos, die ich übers Jahr gesammelt habe, Türen aus und formuliere Gedankenimpulse, die mich in der Adventszeit auf Weihnachten zu bewegen. Das ist jedes Jahr aufs neue ein Wagnis, weil ich mir nie ein Konzept mache und immer hoffe, dass mir auch für den nächsten Tag etwas einfällt. Heuer gab es erstmals den Türen Kalender in gedruckter Version (ein paar Exemplare sind noch übrig, falls jemand möchte, ist eh zeitlos verwendbar) und das stellt eine kleine Zäsur da. Der neue Adventskalender kann kein Nachäffen der letzten Jahre sein. Allerdings möchte ich die persönliche Tradition nicht abreißen lassen: Auch und gerade weil ich in einer neuen Lebensphase allmählich zur Besinnung komme (Kinder flügge und so) Deshalb wird es wieder einen online Adventskalender geben und ich habe auch wieder Türen gesammelt übers Jahr. Ob ich ihn wirklich durchhalte, weiß ich noch nicht. Mir ist gestern angesichts des völlig überfordernden Weihnachtsmarktrummels in der Stadt und den vielfältigen Adventskalendern, die man an jeder Ecke nachgeworfen bekommt, fast die Lust vergangen. Allerdings brauche ich selbst diese 24 Gedankenschritte auf Weihnachten zu mehr denn je. Es geht um die Besinnung, schließlich kann ich ja nichts dafür, wenn sich alle (zumindest in meiner Wahrnehmung, Vorsicht mit diesen unzulässigen Verallgemeinerungen, gell) an den allgegenwärtigen Glühweinständen in deutschen Städten besinnungslos trinken und sich mit billig produziertem Dekoglitzer betäuben. Was kommt eigentlich nächstes Jahr? Zweistöckige Glühweinbuden in der Stadt oder Krieg oder gleich der Weltuntergang? Tschuldigung, ich will nicht ohne Sinn und Verstand zynisch werden. Meine Sinnsucherei droht gerade in selbstgerechte Überheblichkeit zu kippen. Worum es mir ganz persönlich in diesem Advent geht, ist die echte Sinnlichkeit. Die Fähigkeit zur Besinnung zu kommen setzt intakte Sinne voraus. Deshalb, werde ich in den nächsten vier Wochen über die fünf und noch mehr Sinne des Menschen meditieren und wie ich (wieder) Herrin über meine Sinne werden könnte. Spoiler: Wissenschaft, Kunst und Religion werden mir dabei helfen. Was haben die denn gemeinsam? Sowohl die Wissenschaft, als auch die Religion und erst recht natürlich die Kunst gehen davon aus, dass die Welt nicht so ist, wie sie der menschlichen Sinneserfahrung erscheint. (Siehe Michael von Brück: „Wie wir Mensch werden“, Herder Verlag 2025) Nun tun wir materialistischen, konsumorienten und wohlstandsverzärtelten Socalmedia-User alles dafür, die fünf zur Verfügung stehenden Sinne auf zwei zu reduzieren: Hören und Sehen, solange bis uns auch das vor lauter virtuellem Unsinn noch vergeht. Meine adventliche Sinnsuche wird sich zunächst auf die nicht digitalisierbaren Sinne konzentrieren und damit - so hoffe ich- Türen zu mehr Lebensfreude öffnen. Bin gespannt, ob mir an allen 24 Tagen dazu etwas einfällt. Noch sind das ungelegte Eier. Morgen geht es mit dem Geruchssinn los.
Den Adventskalender findet man entweder auf meinem Instagram Account @ulrikepolifke, in meinem Facebook-Dings und im WhatsApp-Status. Dazu muss ich den Kontakt hinzufügen, also am besten heute noch eine WhatsApp schreiben. 01755550012. Analog gibt es ihn am Treppemgeländer in meinem Zuhause. Vielleicht auch auf dem Monitor in der Hasengasse - ich nehme meinen Job als Sinnfluencerin echt nicht auf die leichte Schulter!
Jetzt wünsche ich allen einen erwartungs- und sinnenfrohen ersten Advent und freue mich auf viele artverwandte Sinnsuchende, die mit mir gemeinsam Türen auf Weihnachten hin öffnen.

