Federn lassen

Der Evangelist hat einen Vogel

Ein Zwischenruf über Störung, Wandlung und die sanfte Macht der Gelassenheit

Zuerst war sie bloß da. Hüpfte von einem zum nächsten steinernen Evangelisten.

Ein Federwesen auf Stirnhöhe. Unerbeten.

Ein Rest von Stadtgeräusch im steinernen Ernst.

Die Taube störte. Natürlich störte sie.

Wer ein Evangelium hütet, will kein Gurren, kein Geruckel.

Markus blickt nach innen – sie putzt sich. Unbeirrt.

Federt das Weltliche auf seine Würde.

Doch dann geschieht, was selten ist:

Die Störung bleibt. Und verändert nichts –

außer der Haltung.

Die Skulptur wirkt plötzlich gelassener.

Der Blick bleibt derselbe und doch sanfter.

Als würde Markus sagen: „Ach so, ich wollte ja eine frohe Botschaft schreiben!“

In meinem Bild wird sie also selbst zum Denkmal.

Sie sitzt, als wäre sie schon immer dort gewesen.

Ein Engel mit grauem Halsband.

Zuständig fürs Profane.

Gute Idee: weniger Ablenkung, mehr Einverständnis.

Mit dem Leben, wie es anfliegt.

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Julikinder