Alles wird gut
alles wird gut, Julian of Norwich und die Liebe
Journal 3
Julian of Norwich und der Beginn eines neuen Bilderzyklus
Ein einziger Satz, der mich trotz seiner Floskelhaftigkeit anspringt wie ein übermütiger Hund:
„All shall be well, and all shall be well, and all manner of thing shall be well.“
„Alles wird gut, und alles wird gut, und alle Dinge werden gut sein.“
(Oder sinngemäß freier: „Alles wird gut, und alles wird gut, und alle Dinge werden sich zum Guten wenden.“)
Julian of Norwich schrieb ihn vor über 600 Jahren – inmitten von Pest, Krieg und Verzweiflung. Ihre Worte sind kein seifig frömmelndes Trostpflaster. Sie spiegeln ihre eigene Erfahrung mit tödlicher Krankheit und unaussprechlichem menschlichem Versagen: Alles ist von Liebe umgeben. Auch das Schmerzhafte. Auch das Unverstandene.
Mitten in der aktuellen Apokalypsenparanoia, dem sich drohend über uns auftürmenden Machtkampfgewölk wirkt diese Denke wie ein Frühlingsregen auf mein Gemüt. Ein Regen, der glitzert, singt, Segen und entwaffnende Begeisterung gleichzeitig bringt. Es tauchen Bilder auf in einer drängenden Gier nach Leben wie das Gras, die Hopfenschösslinge und das Buchenlaub, denen man zur Zeit viertelstündlich beim Wachsen zuschauen kann.
Ein neuer Bilderzyklus entsteht.
Julian, die 600 Jahre alte Seelenschwester mit dem irreführenden Namen begleitet mich dabei.
Und ich ahne: Alles wird gut.
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Julian of Norwich (ca. 1342– mindestens 1416) war eine englische Mystikerin und Anachoretin (eine Art Eremitin). In der Abgeschiedenheit ihrer Zelle empfing sie visionäre Eingebungen, die sie in ihrem Werk Revelations of Divine Love festhielt – dem ersten bekannten Buch einer Frau in englischer Sprache. Ihre Theologie ist geprägt von radikalem Vertrauen, der Vorstellung eines mütterlichen Gottes und der tiefen Gewissheit, dass alles letztlich getragen ist von Liebe.
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Eine Anachoretin ist eine Frau, die sich aus der Welt zurückzieht, um in Stille und Gebet zu leben. Julian of Norwich lebte als solche zurückgezogen in einer kleinen Zelle neben einer Kirche – und wurde dort zur geistlichen Gesprächspartnerin für viele Menschen.
Journal 2
Journal 2
Pusteblume im Morgenlicht
Schirmchen im Morgensonnenlicht. Erst ein paar Tage her, da waren es die vor lauter Gold brüllenden Kronblätter und Staubgefäße der Löwenzahnmähne.
Jetzt ist das Feuer schon verwandelt (den fleißigen Bienchen sei Dank) und die Flugbereitschaft hält die nächste Generation Löwen gerade noch zurück, bis sie genug Kraft gesammelt hat und die Winde günstig stehen.
Das müsste ich mal malen - es funkelt und glitzert wie ein facettierter Diamant (hab ich so einen überhaupt schon einmal gesehen?), wie Feenstaub (wer denkt sich denn sowas aus?) - wunderbar und zauberhaft in den frühen Morgenstunden, wenn die aufgehende Sonne am Tau solange zieht, bis er aus allen Härchen, Hälmchen und Ästchen funkelnde Kostbarkeiten macht.
Journal 1
Frühling - da bist Du ja mit all den Wundern, die wir nicht mehr für möglich gehalten hatten.
die Amsel, singt mir ins frisch gemischte Blau.
„Auch nur eine Art ihr Revier zu markieren“ - Grenzstreitigkeiten, das haben mir in den letzten tagen so viele Leute gesagt, wenn ich mich über den Gesang gefreut habe.
Das ist neu. Wir hören Vogelgezwitscher neurdings mit anderen Ohren. Der Zeitgeist will es so.
Ich sage nichts dazu, ich male.
Weil ich sonst nicht atmen kann.
Weil mich etwas ruft – zart und hartnäckig.
Kunst als Zuflucht.
Kunst als Widerstand.
Kunst als Sprachrohr der Stille.
Es geht nicht um Dekoration.
Es geht um das Sehen.
Das wirkliche Sehen.
Und darum, etwas zu zeigen, das nicht gesagt werden kann und doch hinausgeschrien werden möchte.
Ich glaube an Schönheit, die durch die Dunkelheit leuchtet.
An Bilder, die wie Türen sind.
Vielleicht brauchen wir gerade jetzt Räume,
in denen wir ruhig werden dürfen,
ohne zu verstummen.
Vielleicht ist das die Aufgabe von Kunst.
Vielleicht ist das meine.
In diesem Blog schreibe ich weiter.
Unregelmäßig regelmäßig.
Mit Herz, mit Farbe, mit Worten.
Über Bilder, über Stille, über Wurzeln und Flügel.
Über das, was mich malt, wenn ich male.
Willkommen.
Frühling - da bist Du ja mit all den Wundern, die wir nicht mehr für möglich gehalten hatten.
die Amsel, singt mir ins frisch gemischte Blau.
„Auch nur eine Art ihr Revier zu markieren“ - Grenzstreitigkeiten, das haben mir in den letzten tagen so viele Leute gesagt, wenn ich mich über den Gesang gefreut habe.
Das ist neu. Wir hören Vogelgezwitscher neurdings mit anderen Ohren. Der Zeitgeist will es so.
Ich sage nichts dazu, ich male.
Weil ich sonst nicht atmen kann.
Weil mich etwas ruft – zart und hartnäckig.
Kunst als Zuflucht.
Kunst als Widerstand.
Kunst als Sprachrohr der Stille.
Es geht um das Sehen. Das wirkliche Sehen.
Und darum, etwas zu zeigen, das nicht gehört wird und doch hinausgeschrien werden möchte.
Ich glaube an Schönheit, die durch die Dunkelheit leuchtet.
An Bilder, die wie Türen sind.
Vielleicht brauchen wir gerade jetzt Räume,
in denen wir ruhig werden dürfen,
ohne zu verstummen.
Vielleicht ist das die Aufgabe von Kunst.
Vielleicht ist das meine.
In diesem Blog schreibe ich weiter.
Unregelmäßig regelmäßig.
Über Bilder, über Stille, über Wurzeln und Flügel.
Über das, was mich malt, wenn ich male.
Willkommen.